Das traditionelle Adventskonzert findet in jedem Jahr am Samstag vor dem 4. Advent statt in der Pauluskirche Hamm statt.
Ein Programm norddeutscher Barockkantaten präsentieren Paulusensemble und -kantorei in der Pauluskirche in ihrem traditionellen Advents- und Weihnachtskonzert, in diesem Jahr am Samstag, den 18.12.2021, um 18:00 Uhr in der Pauluskirche Hamm. Außerdem wirken Takako Oishi (Sopran) und Annika van Dyk (Alt) als Gesangssolisten mit. Es werden die Kantaten "Wachet auf, ruft uns die Stimme" und "Befiehl dem Engel, dass er komm" von Dieterich Buxtehude, "Willkommen, süßer Bräutigam" von Vincent Lübeck und "Heilig ist Gott" von Andreas Friedrich Ursinus zu hören sein. In Norddeutschland entwickelte sich als Kerngebiet der lutherischen Reformation Johannes Bugenhagens, der zum engsten Vertrautenkreis Martin Luthers gehörte, eine reiche Liturgie und Kirchenmusik. Im Gegensatz zur eher auf Chormusik gerichteten musikalischen Verkündigung Mitteldeutschlands, entwickelte sich unter der Vermittlung der Niederlande eine reiche Orgelmusiklandschaft. Den Organisten standen für die gottesdienstliche Kirchenmusik besonders in den Hansestädten eine reich ausgestattete Stadtpfeiferei und einzelne Gesangssolisten aus dem Umfeld von Opernhäusern und der höfischen Musikkultur zur Verfügung. Daher sind die Kantaten unserer Aufführung eher kleiner besetzt und teilweise dreistimmig im Chorsatz, der ursprünglich von Solisten ausgeführt wurde. Das Programm wurde bereits während der ersten Lockdowns in den Onlineproben von Pauluskantorei und -ensemble erarbeitet. Außerdem erklingt das berühmte Weihnachtskonzert Arcangelo Corellis. Die Leitung liegt bei Kreiskantor Heiko Ittig. Das Konzert findet unter Anwendung der 2 G Regel bei freiem Eintritt statt. Auch am Platz muss eine medizinische oder FFP2-Maske getragen werden. Um eine Spende für die kirchenmusikalische Arbeit wird ausgangs gebeten..
Weihnachtliche Barockkantaten aus Norddeutschland von Dieterich Buxtehude und Vincent Lübeck
Dokumente zum Leben Buxtehudes sind rar. Einer zeitgenössischen Mitteilung in Nova literaria Maris Balthici, kurz nach seinem Tod erschienen, entnimmt man, dass er „Dänemark als sein Vaterland“ ansah, „woher er in unsere Region kam“. Dieterich Buxtehude, die Schreibung seines Vornamens ergibt sich aus Buxtehudes Unterschrift in seinen Briefen, wurde um 1637 in Helsingborg geboren und war somit Untertan des dänischen Königs. Sein Vater, Johannes Buxtehude, war Organist und unterrichtete ihn so weit, dass Dieterich Buxtehude ab 1657 oder 1658 als Organist in Helsingborg und später in Helsingør arbeitete. 1668 wählte man Dieterich Buxtehude zum Organisten an St. Marien in Lübeck als Nachfolger Franz Tunders. Bis zu seinem Tod im Jahre 1707 blieb Buxtehude in diesem Amt, das zu den wichtigsten in Norddeutschland zählte. Nach seinem Tod rühmten sachverständige Musiker Dieterich Buxtehude vor allem aufgrund seiner Tastenmusik. So charakterisierte ihn beispielsweise Johann Mattheson als einen „hochgeschätzten, ehmaligen Lübeckischen Organisten“. Diese Wertschätzung gründete indes nicht auf veröffentlichten Drucken, sondern auf Abschriften der Kompositionen für Tasteninstrumente und auf dem Ruf als Virtuose, den Buxtehude in ganz Deutschland besaß. So waren 1703 Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson und im Winter 1705 auf 1706 Johann Sebastian Bach in Lübeck, um sich bei Buxtehude in Komposition und Orgelspiel zu vervollkommnen. Neben der Vokalmusik und der Musik für Tasteninstrumente von Buxtehude sind zwei Publikationen von Triosonaten überliefert. Von den „Abendmusiken“ in Lübeck wissen wir aufgrund einiger Textbücher, die zu diesem Anlass gedruckt wurden. Die Musik hierzu ist leider verloren gegangen. Diese Tradition von konzertähnlichen Veranstaltungen übernahm Buxtehude von seinem Vorgänger Franz Tunder.
Lübecks Vater, der ebenfalls den Namen Vincent trug, war Organist in Norddeutschland. Er gab seinen Sohn zur Lehre nach Flensburg, wo Lübeck unter anderem bei Caspar Förckelrath und mit Andreas Kneller das Orgelspiel erlernte. 1674 wurde er Organist der St.-Cosmae-Kirche in Stade, wo heute ein Gymnasium nach ihm benannt ist, und heiratete Susanne Becker. Seit 1673 besaß St. Cosmae eine Orgel des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger, mit dem Lübeck eine lebenslange Freundschaft verband. In Stade erwarb Lübeck eine hohe Reputation als Organist, Komponist und Lehrer, weshalb er 1702 an die Nikolaikirche nach Hamburg berufen wurde. Dort stand ihm Schnitgers größte Orgel zur Verfügung, eine der bedeutendsten und schönsten Orgeln der Welt, die aber im Mai 1842 dem großen Brand von Hamburg zum Opfer fiel. Seine Söhne Peter Paul Lübeck (1680–1732) und Vincent Lübeck Junior (1684–1755), die er auch im Orgelspiel unterrichtete, wurden ebenfalls Komponisten, erreichten aber nicht den Ruhm des Vaters. Zu seinen bedeutendsten Schülern gehören Christian Heinrich Postel und Michael Johann Friedrich Wiedeburg. Bei einem Besuch in Hamburg hörte Johann Sebastian Bach sowohl Lübecks als auch Johann Adam Reinckens Orgelspiel. Der Einfluss beider auf Bachs frühe Orgelwerke ist gut belegt. Lübeck blieb, im Alter von seinen Söhnen unterstützt, bis zu seinem Tod Organist in St. Nikolai.
Pauluskantorei und -Ensemble Hamm, Leitung: Kreiskantor Heiko Ittig